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Warum Mastodon und das Fediverse so gut sind

·932 Wörter·5 min·
Informatik Open Source Mastodon Fediverse Social Media
Brayd
Autor
Brayd
Vegan, Buddhist und Informatiker
Inhaltsverzeichnis

Mastodon und das Fediverse sind seit dem Elon Musk Twitter aufgekauft haben immer präsenter in der Öffentlichkeit. Was früher als Plattform für “Nerds” abgestempelt wurde, wird heute von Personen mit vollständig unterschiedlichen Interessen genutzt.
Vielleicht sollte ich jedoch erstmal erklären, was Mastodon und was das Fediverse ist, damit der Artikel nicht verwirrend für diejenigen ist, die keine Ahnung davon haben, was dezentralität ist, oder wieso Mastodon das Fediverse ist, jedoch das Fediverse nicht Mastodon ist.

Das Fediverse
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Mastodon selbst ist ein Bestandteil des Fediverse. Als Fediverse bezeichnet man einen Zusammenschluss verschiedener Server, die verschiedene Softwares betreiben, die jedoch alle miteinander über das gleiche Protokoll (Activity Pub) kommunizieren. Im Fediverse gibt es mehrere verschiedene Softwares wie Mastodon, Pixelfed, PeerTube und mehr. Alle haben einen Fokus auf einen bestimmten Bereich. Durch das gleiche Protokoll kann man jedoch auch von Mastodon aus Nutzern folgen, die ihren Account auf Pixelfed haben und anders herum.
Die verschiedenen Softwares sind auch untereinander kompatibel und durch die Aufteilung des gesamten Netzwerkes auf mehrere Server ist das Fediverse dezentral und kann nicht von einer Gruppierung, einer Regierung oder einem Unternehmen kontrolliert oder aufgekauft werden. Jede einzelne Person kann sich mit dem nötigen Know-How einen eigenen Server aufsetzen.

Dezentral? Was ist das überhaupt?
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Dezentral bedeutet, dass das Netzwerk (Mastodon bzw. das Fediverse - also auch PeerTube, Pixelfed, etc.) nicht von einer zentralen Stelle verwaltet werden und sich selbst moderieren. Gleichzeitig ist eine Interaktion von einem Mastodon-Server zu einem anderen Mastodon-Server oder auch von einem Mastodon-Server zu einem anderen Pixelfed-Server ohne Probleme möglich. Das ganze wird im Fall von Mastodon bzw. dem Fediverse auch oft mit dem Prinzip der E-Mail verglichen. Jeder kann sich bei einem beliebigen E-Mail-Provider registrieren aber dadurch, dass E-Mail auf dem gleichen Protokoll basiert kann man auch einer Person Mails schicken, die nicht bei dem selben Provider wie man selbst registriert ist.

Was sind die Vorteile von Mastodon / dem Fediverse gegenüber von Twitter & Co?
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Es gibt mehrere Vorteile. Zum einen sind Dienste im Fediverse besser in Hinsicht des Datenschutzes. Da die meisten Server sich durch Spenden finanzieren findet kein Datenverkauf statt. Ein Mastodon-Server muss keinen Gewinn erzielen, wie es ein Unternehmen tun muss. Stattdessen reicht es vollkommen aus, wenn die Administratoren des Server die Kosten decken können, die sie selbst haben um die Instanz online zu halten. Meine Instanz Braydmedia kostet mich beispielsweise 19€ pro Monat (+ ca. 10€ pro Jahr für die Domain). Währendessen kann ich ca. 100 User beherbergen. Das bedeutet, dass wenn jeder 1€ an die Administratoren seiner eigenen Instanz spenden würde, jede Instanz sich problemlos finanzieren könnte.

Abgesehen davon gibt es natürlich noch weitere Vorteile, wie beispielsweise nicht vorhandene Werbung oder der Tatsache, dass jede Instanz eigene Regeln für sich und seine Nutzer:innen definieren kann und somit Instanzen, die Trolle dulden oder keine Personen bannen sehr schnell von den Instanzen “ausgegrenzt” sind, die Wert darauf legen, dass keine Trolle in den Feeds der Nutzer:innen unterwegs sind. Es lohnt sich daher sich selbst bei einer Instanz / einem Server zu registrieren, bei dem einem selbst die Regeln passen. Findet man keinen, kann man sich auch einfach eine eigene Instanz aufsetzen. - Es gibt im Fediverse etliche “Single-User-Instanzen”, sprich Instanzen, auf denen nur eine Person registriert ist.

Auch Algorithmen findet man im Fediverse nicht. Die Timeline ist chronologisch. Das bedeutet, dass das Nutzerverhalten der meisten Nutzer:innen in sozialen Medien im Fediverse auch eher zum sozialen Verhalten tendiert, statt zu einem “Oh verdammt, meine Reichweite geht runter, ich muss den Algorithmus austricksen!”. Das sorgt von alleine für eine sehr angenehme Atomosphäre. Außerdem hat die Vergangenheit und damit verbundene Erfahrungen auch gezeigt, dass Instanzen, die gut moderiert sind (was die meisten im Fediverse sind) sehr schnell auch Meldungen reagieren. Eigentlich fast immer schneller als es bei Twitter & co je der Fall war. Sehr kritische Posts, die einfach nur Hass verbreiten und nicht mehr unter die Meinungsfreiheit fallen sind daher auch sehr schnell weg, wenn sie durch Nutzer:innen gemeldet werden. Es lohnt sich daher auch im Fediverse die Meldefunktion zu nutzen, wenn man Beiträge sieht, die gegen die Regeln der eigenen Instanz verstoßen.

Neben diesen Tools, die Administratoren in die Hand gegeben werden, hat auch jede:r Nutzer:in die Möglichkeit für sich selbst Nutzer zu blockieren, auszublenden ohne sie zu blockieren oder gar gesamte Instanzen für sich selbst zu blockieren. Man kann sich also nach und nach seinen eigenen Feed sehr sehr gut individualisieren und anpassen an das, was einen selbst interessiert.

Fazit
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Das Fediverse ist eine geniale Technologie unserer Zeit und ich fühle mich selbst als Nutzer deutlich wohler auf Mastodon, Pixelfed, PeerTube & co, als ich es auf Twitter, Instagram, YouTube, etc. getan habe. Es macht einfach wieder Spaß Social Media zu nutzen und man kann selbst entscheiden, ob man einen öffentlichen Account haben möchte und sich eine Reichweite auf gesunde Art und Weise aufbauen möchte, mit Follower:innen, die sich auch wirklich für das interessieren, das man postet oder ob man doch lieber einen Account haben möchte, mit dem man nur Leuten folgt, die man privat kennt.

Bonus
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Mastodon ist so flexibel, dass man theoretisch sogar eine Instanz erstellen kann, die nicht föderiert. Man sieht dann also nur die Beiträge der Nutzer:innen, die auf der eigenen Instanz registriert sind. Das kann für Unternehmen, Vereine, Schulen oder Ähnliches nützlich sein. Dadurch, dass alles Open Source ist und sich jeder den Programmcode von Mastodon ansehen kann und an seine Bedürfnisse anpassen kann, kann man wirklich alles daran anpassen. Vom Design bis hin zu den Funktionen. Wer das macht, sollte jedoch bitte die entsprechenden Open Source Lizenzen der Projekte wie beispielsweise Mastodon respektieren.

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