Zum Hauptinhalt springen

Roadtrip ans Nordkapp in Norwegen

·2134 Wörter·11 min·
Reisen Roadtrip Norwegen Schweden Finnland Dänemark
Brayd
Autor
Brayd
Vegan, Buddhist und Informatiker
Inhaltsverzeichnis

Ich habe gemeinsam mit meinem Vater eine Reise ans Nordkapp in Norwegen gemacht. Wir haben uns dafür ein Wohnmobil ausgeliehen. Eingeplant waren 3 Wochen.

Deutschland bis Schweden über Dänemark
#

Los ging es von Deutschland über Dänemark nach Schweden. Am ersten Tag haben wir am Morgen das Wohnmobil und unser ganzes Equipment vorbereitet und eingeräumt. Da wir ja bereits wussten, wo wir hinfahren und wussten, dass es dort auch im März noch sehr kalt sein kann, hatten wir entsprechende Vorbereitungen getroffen. Am ersten Tag haben wir es also nur ca. bis Hannover geschafft. Wir haben uns dazu entschieden über die Öresundbrücke zu fahren, statt eine Fähre zu nehmen. Die Überfahrt dorthin war auf jeden Fall…interessant. Am Tag der Überfahrt war es super windig. Es wurde auch eine Warnung für Windanfällige Fahrzeuge ausgesprochen. Die Warnung haben wir aber erst gesehen, nachdem wir bereits über die Brücke gefahren sind. So haben wir es also am zweiten Tag von Hannover komplett durch Dänemark bis nach Malmö in Schweden geschafft. Das Wohnmobil, das wir hatten war extrem windanfällig. Ich weiß nicht, ob die Dinger generell so windanfällig sind, oder ob es einfach an diesem Fahrzeug lag aber wir konnten tatsächlich über die Brücke nicht schneller als 70 km/h fahren. Selbst bei der Geschwindigkeit ging mein Puls aber laut meiner Garmin auf über 150 BPM hoch und man hatte das Gefühl als würde das Ding gleich umgeweht werden. Als wir in Schweden waren haben wir also einfach nur noch einen Schlafplatz gesucht, der halbwegs winddgeschützt ist und dort die Nacht vebracht. Das hat sich sowieso angeboten, da es bereits dunkel war.

Ein Bild des Wohnmobils an unserem Schlafplatz

Norwegen
#

Am nächsten Tag haben wir dann obligatorischen Kaffee gemacht und getrunken und sind weiter gefahren in Richtung Göteburg und dann rüber nach Norwegen um uns Oslo anzuschauen.

Oslo
#

Als wir in Oslo angekommen sind, haben wir einen Parkplatz gesucht. In Norwegen funktioniert das recht einfach, da quasi jeder Parkplatz in Easypark hinterlegt ist. Das Parkticket kann man also einfach übers Handy lösen. Vom Parkplatz aus sind wir dann durch Oslo an den Hafen gelaufen und danach noch ein wenig durch Oslo durch. Oslo hat uns sehr gut gefallen. Man merkt, dass es eine Großstadt ist aber die Infrastruktur ist dort gut aufgebaut, die Gebäude sind schön und der Hafen ist schön. Man sieht überall an Gebäuden kleine Details, was sehr schön war.

Der Weg nach Bergen
#

Nach Oslo haben wir uns auf den Weg nach Bergen gemacht. Dort hin ging es über einen Bergpass. Wir hatten zu dem Zeitpunkt noch nicht mit Schnee gerechnet - eigentlich dachte ich, dass wir keinen sehen werden, bis wir in Trondheim sind - aber dort gab es Schnee. Also eigentlich gab es auch schon in Oslo Schnee aber das hatte sich auf ein paar vereiste “Miniwasserfälle” an den Felsen und ein wenig Schnee neben den Straßen beschränkt. Bei dem Schnee neben den Straßen konnte man davon ausgehen, dass es einfach der übrige Schnee war, der beim Räumen der Straßen neben diese geworfen wurde und dort halt noch nicht vollständig geschmolzen ist. Naja…auf jeden Fall gab es auf dem Bergpass zwischen Oslo und Bergen so richtig Schnee und nicht nur so ein bisschen. Erst ein bisschen, dann kamen vereiste Stellen auf der Fahrbahn dazu und dann wurden die Markierungen neben den Straßen immer höher und der Schnee auch immer höher.

Ein Bild vom Schnee auf dem Bergpass zwischen Oslo und Bergen
Dort wo der Schnee am höchsten war hat man gar nichts gesehen außer weißen himmel, weißen Schnee und eben die Straße. Damit hatten wir im Süden von Norwegen so gar nicht gerechnet.

Spikes? Schneekette? Brauchen wir!
#

Auf dem Bergpass haben wir auch gemerkt, dass die Winterreifen, die wir von der Mietfirma in Deutschland auf das Fahrzeug gezogen bekommen haben definitiv nicht ausreichen. Wir haben uns also dazu entschieden uns Spikes für die Reifen und eine Schneekette zu besorgen. Beides war natürlich nicht günstig aber super wichtig für unsere eigene Sicherheit. Als wir in Bergen angekommen sind (wir haben eine Nacht auf dem Bergpass pausiert und dort übernachtet), haben wir einig Geschäfte abklappern müssen, bis wir gefunden haben, was wir brauchen. Wir haben uns also bei einem Geschäft eine passende Schneekette besorgt und bei einem anderen Geschäft Spikes, die man in den Reifen drehen kann, sowie einen Akkuschrauber. - Bei aller Vorbereitung haben wir das natürlich nicht von daheim mitgenommen. Den nächsten Tag haben wir dann damit verbracht die Spikes vorne und hinten in die Reifen zu drehen. Die gleiche Anzahl und das gleiche Muster auf allen vier Reifen.

Ein Bild des Reifens mit den Spikes
Das war absolut nicht einfach ohne die Reifen abzumontieren. Wir mussten uns teilweise unter das Auto legen und immer ein paar Zentimeter vorfahren. Die Reifen wird uns die Firma, die uns das Fahrzeug vermietet hat auch sowas von in Rechnung stellen dank der ganzen Löcher, die die Spikes verursacht haben. Aber anders ging es einfach nicht. Nicht in Norwegen bei dem Wetter.
Ein Bild der Löcher im Reifen, nach dem späteren entfernen der Spikes
Natürlich hat es während wir das gemacht haben in Strömen geregnet und gleichzeitig war es auch mal wieder extrem windig… Wir haben das Wohnmobil zwar unter einer Brücke geparkt, aber durch den Wind kam der Regen auch da komplett drunter. Nass wurden wir also so oder so. Irgendwann hatten wir aber auch das geschafft.

Bergen
#

Nachdem wir die Spikes auf dem Fahrzeug hatten, sind wir in die Stadt in Bergen gegangen und haben uns dort alles angeschaut. Bergen hat mir auch sehr gut gefallen. Der Hafen ist schön und es war auch cool zu sehen, dass es dort ein kleines “Künstlerviertel” gibt, in dem man verschiedene Kunstgalerien findet.

Trondheim
#

Weiter ging es nach Trondheim, wofür wir 2 Tage gebraucht haben. Auch Trondheim hat uns gut gefallen. Ich fand es sogar etwas schöner als Bergen. Mir hat dort gefallen, dass es dort alles gibt. Von einer Stadt mit einer Innenstadt über ländliche Gegenden um die Stadt herum gibt es dort im direkten Umfeld alles. Dort waren wir auch in einem sehr leckeren, veganen Restaurant namens “Mat Fra Hagen” essen. Das Restaurant ist sehr zu empfehlen.

Ein Burger mit Süßkartoffelpommes, den wir in dem genannten Restaurant bestellt haben

Bodø
#

Über den Zeitraum von zwei weiteren Tagen ging es dann weiter nach Bodø. Wir waren leider an einem Sonntag dort, sodass die meisten Geschäfte zu hatten. Beim Bahnhof gab es aber ein kleines Cafe, in dem es Kaffee mit Hafermilch gab. Ansonsten fand ich Bodø persönlich nicht soooo schön. Es war natürlich nicht hässlich aber es war auch nicht atemberaubend schön, wie der Rest von Norwegen, in dem wir waren. Man kann es sich aber trotzdem mal anschauen, wenn man dort vorbeikommt. Auf dem Weg dorthin haben wir auch den nördlichen Polarkreis überquert.

Lofoten
#

Von Bodø ging es mit der Fähre zu den Lofoten. Bei der Überfahrt war es…mal wieder windig… So windig, dass es starken Wellengang gab. So starken Wellengang, dass es mir übel wurde. Ich habe also 1,5h von 3h Fahrt auf der Toilette verbracht und versucht meine Übelkeit in den Griff zu bekommen. Ich musste mich zwar nicht übergeben aber ich war durchgehend kurz davor. Ich war froh, als wir wieder auf festem Boden waren und auf den Lofoten angekommen sind.

Genauso “erfolgreich” ging es dort aber weiter, als wir nach einem Schlafplatz geschaut haben. Wir sind auf einen Parkplatz abgebogen, bei dem man zwar Schnee gesehen hat, jedoch nicht wahrnehmen konnte - zumindest nicht im dunkeln - wie viel Schnee dort liegt. Wir haben uns also direkt festgefahren. Die nächste Stunde haben wir damit verbracht mithilfe der Schneeketten, die wir glücklicherweise gekauft haben uns eine “Rampe” zu fahren. Nachgeholfen haben wir mit einer Schneeschaufel. Wir konnten uns dann irgendwann problemlos dort hinstellen und auch selbstständig wieder vom Parkplatz runterfahren. Somit hatten wir dann auch unseren Schlafplatz. Am nächsten Tag ging es dann über die Lofoten weiter. Die Landschaft dort ist wunderschön. Es gibt sogar Sandstrände an denen man schwimmen könnte, wenn es nicht so super kalt wäre. :D

Tromsø
#

Nach den Lofoten ging es direkt weiter in Richtung Tromsø. Von allen Städten hat mir Tromsø, die selbsternannte Hauptstadt der Arktis am besten gefallen. Die Stadt liegt umgeben von Bergen an einem Fjord. Die Stadt selbst ist auch sehr schön und abends sieht die Stadt von etwas weiter weg mit der Beleuchtung der Stadt in Kontrast mit den verschneiten Bergen extrem krass aus.

Dort war ich dann auch direkt joggen, nachdem wir uns auf einem Campingplatz niedergelassen haben. Der Campingplatz hatte auch eine Sauna und Duschen, was eine gute Abwechslung zum kleinen Wohnmobil war.

Im McDonald’s waren wir übrigens natürlich nicht. Ich fand aber das Schild cool. :P

Das Nordkapp
#

Am Ende ging es weiter zu unserem Zielpunkt - dem Nordkapp. Wir haben auf dem Weg dorthin in Tromsø aber nochmal Spikes besorgt, um mehr in unseren Reifen zu haben, nachdem wir gemerkt haben, dass wir an manchen Stellen trotzdem noch Probleme haben. Der Weg zum Nordkapp war auf jeden Fall abenteuerlich und kalt. Da an dem Tag, an dem wir angekommen sind kein Konvoi mehr hoch zum Nordkapp gefahren ist, haben wir die Nacht in einem super kleinen Ort wenige Kilometer vom Nordkapp entfernt am örtlichen Hafen verbracht. Am nächsten Tag ging es dann gegen 10 Uhr vor zum Treffpunkt für den Konvoi.

Ein Mann mit einer Elchmütze, der Schneeketten auf das Auto aufzieht
Die Schneeketten kamen auf das Auto drauf und um 11 Uhr ging es dann im Konvoi die letzten 13 km bis ans Nordkapp. Die Schneeverwehungen waren sehr stark, die Fahrbahn war vereist, verschneit und steil. Das Auto hat es gerade so mit den Schneeketten geschafft und mein Puls war auf dem Weg wieder genauso hoch wie vorher auf der Brücke zwischen Dänemark und Schweden… Wir waren auf jeden Fall froh, als wir auf dem Parkplatz vom Nordkapp waren. Wir haben uns Jacken und Hosen angezogen, die für arktische Temperaturen ausgelegt sind, um anders als die meisten anderen Personen etwas länger draußen sein zu können. Wir waren also recht lange draußen unterwegs, haben Fotos gemacht und sind auch etwas abseits des zentralen Punktes beim Nordkapp gelaufen und haben uns die Landschaft angeschaut. Das war alles auch sehr schön. Es war aber auch extrem kalt. Es waren zwar nur -4 Grad aber es war - mal wieder - super windig. Die Kombination aus beidem hat dem Körper natürlich extrem schnell die Wärme entzogen. Die Kleidung hat uns aber entsprechend warmgehalten, sodass das alles kein Problem war.

Finnland und Schweden
#

Nach dem Nordkapp ging es einige hundert Kilometer durch Norwegen vorbei an Kautokeino durch die kälteste Region in Norwegen. Hier hatten wir auch zweistellige Minustemperaturen und nach wie vor überall Eis und Schnee. Unser Auto ist immer mehr von außen zugefroren und wir hatten regelrechte Eisklumpen unter dem Fahrzeug hängen. Wir haben uns Plustemperaturen nach einigen Tagen voller Eis und Schnee herbeigesehnt. Nach Kautokeino ging es weiter durch einen kleinen Zipfel von Finnland - inklusive anderer Zeitzone - und dann weiter nach Schweden. Wir dachten ja, dass es hier besser wird mit dem Schnee aber es waren nach wie vor durchgehend -7 Grad und der Schnee wurde irgendwie immer mehr. Schweden hat also definitiv mehr Schnee gehabt als Norwegen zu dieser Zeit. Viel mehr. Meterweise mehr… Kilometer über Kilometer Schnee und Eis. Erst 50 km vor Uppsala hat es dann aufgehört mit dem Schnee. In diesem Zug haben wir uns Uppsala noch angeschaut. Danach ging es weiter durch Stockholm in Richtung Südschweden und Malmö. In der nähe von Malmö - lustigerweise auf dem Parkplatz, auf dem wir bereits unsere erste Nacht in Schweden nach dem Brückenabenteuer verbracht haben, haben wir unseren Schlafplatz erneut gefunden. Das war aber reiner Zufall. Wir haben nicht absichtlich den gleichen Platz genommen. Der Platz hat sich aber angeboten zum entfernen der Spikes. Das rausmachen der Spikes war ein Mist. Ich hätte am liebsten das Auto angezündet. :D Sie wollten einfach nicht raus. Durch das fahren haben sie sich abgenutzt und der Akkuschrauber mit dem Aufsatz hat sie nicht mehr wirklich greifen können. Wir haben sie dann mit Zangen rausbekommen…mehreren Zangen. Eine hat nicht gereicht. Sie ging kaputt. Genauso wie die zweite und dritte. Die Spikes waren wirklich hartnäckig und wir hatten beide mehrere Blasen an beiden Händen inklusive Rückenschmerzen. Aber immerhin hatten wir die Spikes draußen und konnten wieder über die Brücke, durch Dänemark zurück nach Deutschland.

Alles in allem war die Reise sehr abenteuerlich und schön. Die Natur von Norwegen und Schweden aber auch in Finnland und Dänemark ist wunderschön. Noch schöner, als ich es mir vorher vorgestellt habe. Das Wetter war aber auch extremer, als ich es mir vorgestellt habe. Obwohl es ja bereits März war und dementsprechend weniger Schnee usw. dort war als direkt im Winter. Man sollte die Natur in Skandinavien und vor allem in der Arktis aber nicht unterschätzen. Es ist wahrscheinlich heftiger, als man es sich vorstellt. Elche und andere Tiere haben wir natürlich auch gesehen. Zum Glück haben sich alle Tiere bei uns von unserem Auto ferngehalten. Bären haben wir zum Glück keine getroffen, als wir draußen rumgelaufen sind. :P

Verwandte Artikel

Object Storage und CDN bei Sharkey
·617 Wörter·3 min
Fediverse Sharkey